"Papa hat sich erschossen“ -Das hat mein Leben in ein Vorher und ein Nachher geteilt-
Lesung und Gespräch mit der Autorin Saskia Jungnikl
am Dienstag, 19. September 2017, Beginn: 18.00 Uhr im Landratsamt, Peter Schöffer Saal
Wilhelm-Seipp-Str. 4 in Groß-Gerau
Der Eintritt ist frei!
Eine Veranstaltung von:
Hospiz- und Palliativ Netzwerk Groß-Gerau
Franziska Schröder Gestalttherapie Groß-Gerau
Bündnis gegen Depression im Kreis Groß-Gerau
Seelsorge in Notfällen e.V. Groß-Gerau
Trauercafé Lichtblick der Hospizhilfe Rüsselsheim e.V.
Im Jahr 2008 legt sich Erhard Jungnikl unter einen Nussbaum und erschießt sich. Die österreichische Journalistin Saskia Jungnikl bricht das Tabu Suizid und erzählt von ihrem Weg in ein Leben nach dem Suizid ihres Vaters.
Um ihre Erlebnisse aufzuarbeiten, schreibt Saskia Jungnikl einen Artikel, den die österreichische Tageszeitung 'Der Standard' 2013 veröffentlicht. Durch die unglaubliche Resonanz bestärkt, publiziert sie im November 2014 ein Buch über die Bewältigung ihres Traumas. Sie beleuchtet das Thema Suizid und den Umgang der Hinterbliebenen damit.
"Im Juli 2008 stehe ich in einem Coffeeshop, in der Hand einen Becher mit einem doppelten Espresso mit einem Schuss Milch.
Mein Handy läutet.
Meine Mama ruft an.
'Papa ist tot. Er hat sich erschossen.'
Ihre Stimme klingt ein bisschen zittrig und unglaublich erschöpft. Für ein paarMinuten bleibt alles stehen, bis es mir den Hals zuschnürt.
Ich muss tief einatmen. Fast schnappe ich nach Luft.
Ich spüre wie große Angst in mir aufsteigt. Der Becher wird schwer.
Der Anruf an diesem sonnigen Vormittag im Juli 2008 zerstört nicht nur eineLebensliebe.
Der Suizid meines Vaters verändert meine Welt völlig.
Sie wird ruiniert, und in den kommenden Jahren werde ich versuchen aufzubauen, was er eingerissen hat.
Ich stelle meinen Kaffeebecher weg.
Seit diesem Tag trinke ich schwarzen Tee mit Milch."
(Zitat aus dem Buch)
„Mein Vater war neugierig, hochintelligent und auf der Suche, er war im Laufe seines beinahe siebzigjährigen Lebens Schriftsteller, Regisseur, Kameramann, evangelischer Pfarrer, Musiker und Landwirt. Er war depressiv, er hat gern mal getrunken, beides hat sich im Alter verstärkt. Er war unser Vater, und wir haben ihn bewundert und geliebt.“ - Saskia Jungnikl, www.standard.at 22. März 2013
»Ein Manifest für einen respektvollen medialen Umgang mit dem schwierigen Thema Suizid abseits von reißerischen oder heroisierenden Schlagzeilen.«
Daniela Herger, vienna.at , 15.01.2015
Suizidalität und Depression
Suizidgedanken und -impulse (Suizid = lat. Selbsttötung) sind ein sehr häufiges Symptom bei Depression. Sie machen Depression oft zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung.
Menschen mit Depression erleben nicht nur großes Leid, sondern haben auch durch die Erkrankung jegliche Hoffnung verloren. Sie glauben nicht daran, dass ihnen geholfen werden kann und sich ihr Zustand je wieder bessert. Um diesem als unerträglich empfundenen Zustand zu entkommen, kann der Wunsch entstehen, nicht mehr Leben zu wollen.
Wer selbst an Suizid denkt oder gefährdete Menschen kennt, sollte umgehend Hilfe suchen.
In Deutschland versterben jährlich ca. 10.000 Menschen durch Suizid.
Depressionen sind die Hauptursache von Suiziden. Eine erfolgreiche Behandlung der Depression senkt das Risiko für suizidale Handlungen.